Pilotprojekt


Seminar 9: "Vom Jobtraum zum Traumjob - Spaß an einer Welt ohne absolute Sicherheit" (Bericht 2)

7. - 8. Februar 2004

Schon die Anreise am Freitag zu diesem Seminar gestaltet sich sehr angenehm. Obwohl die Fahrverhältnisse sehr schlecht sind (es schneit sehr stark) und wir nicht genau wissen, wie der Weg zu unserem Seminarort führt, sitzen wir zu viert im Auto und haben alle das Gefühl, einen Schulausflug zu machen. Wir machen viele Pausen und amüsieren uns sehr. Wir hören schöne Musik (Marie Boine) und unterhalten uns gut. Wir trinken Kaffee in einem ländlichen Kaffeehaus und essen wie Schulmädchen (Torte, Toast, Zuckerware etc.). Wir werden überall sehr freundlich empfangen und das gibt uns das Gefühl, dass es richtig ist, was wir tun.

Es ist Samstag, früh am Morgen. Ich genieße die letzten Worte meiner Yoga-Lehrerin, da öffnet sich die Tür und ein großer Mann betritt den Raum. Er setzt sich behutsam in den Raum, schließt die Augen und genießt die Stille. Nach Beendigung der Yoga-Stunde öffnet auch er seine Augen wieder und stellt fest, dass er eine Person der TeilnehmerInnen des Seminars kennt, geht auf sie zu und begrüßt sie herzlich. Nur ich befinde mich sonst noch im Raum und auch ich werde ebenso herzlich begrüßt.

Das Seminar beginnt. Die beiden Trainer werden vorerst einmal lange bestaunt. Zwei Männer, in ihrem Aussehen und in ihrem Dasein ziemlich verschieden. Wir hören in der Einführung viel über sie. Sie begegnen uns mit großer Offenheit und Natürlichkeit. Beide kommen aus unterschiedlichen "Ursprungsberufen" und entwickeln sich in die Richtung des anderen. Von der Kunst in Richtung Wirtschaft und umgekehrt. 

Die erste Aufgabe besteht darin, einen "Reisebericht" unseres bisherigen (Arbeits-)Lebens zu erstellen und anschließend der Gruppe zu präsentieren. Faszinierend ist, festzustellen, wie schnell die TeilnehmerInnen Vertrauen gefasst haben und den Trainern einen umfassenden Einblick in ihre bisherige Reise gestatten. Viel wird über den bisherigen Werdegang berichtet. Wo stehen wir jetzt? Was wissen wir schon über unseren weiteren Werdegang? Wo wollen wir hin? Jeder einzelne stellt sich in einer 10minütigen Präsentation vor und berichtet auf seine Art und Weise und mit seinen mitgebrachten Dingen (Logo, Bilder, Stock, Claim, Vision). Am Ende werden die vielfältigen und unterschiedlichen Wege sehr sichtbar. 

Nun wissen wir, wo wir stehen. Was braucht es noch, um weiterzugehen? Was hält uns zurück? Das bringt uns zu unserer nächsten Übung. Jeder überlegt sich gemeinsam mit einem Partner, wo seine Grenzen liegen und es soll eine Aufgabe gefunden werden, wo man seine eigene Grenze überschreitet. Es kostet jedem einzelnen von uns große Überwindung. Alle sind aufgeregt. Einige von uns brauchen die Gruppe zur Ausführung. Welch wunderschöne Augenblicke werden uns nun bereitet! Wir sehen einen Menschen, der versucht, allein aufgrund seines Daseins - ohne es verbal auszusprechen - etwas zu bekommen, das er brauchen kann. Er will erfahren, was ihm die Menschen rings um ihn herum bieten können. Es ist wunderbar anzusehen, was passiert. Die einzelnen TeilnehmerInnen der Gruppe nehmen wahr, was er in diesem Moment brauchen könnte und geben es ihm. Die Demonstrantin ist bereit, es anzunehmen. Ein wahrhaft erhebender Moment!

Eine andere Teilnehmerin bittet die Gruppe, ihr zuzusehen, wie sie versuchen wird, ihre Emotionen in Tanzform auszuleben. Wir sind alle berührt von der Kraft und Lust, die aus ihr dadurch ausgedrückt werden kann. Auch dies ein sehr inniger Moment, wo tiefe Einblicke gewährt werden. Leider hat ein Teilnehmer die scherzhaft gemeinte Bitte der Vorführerin zu ernst genommen und die Augen geschlossen. Er ärgert sich noch heute!

Eine Teilnehmerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, als "Schelm" aufzutreten. Sie will sich etwas nehmen, ohne danach zu fragen, die GruppenteilnehmerInnen einmal anders behandeln und die konventionellen Grenzen in spielerischer Art ein wenig überschreiten. Sie ist erstaunt, wie freudig die TeilnehmerInnen mitmachen und wie viel Spaß es ihr und den anderen bereitet.

Als Abschluss des ersten Seminartages dürfen wir alle noch Zuschauer einer Tanzaufführung sein, die von Sinnlichkeit und Feuer nur so sprüht. Unsere Augen sehen wunderbare Bewegungen an einem schönen, geschmeidigen Körper, und wir spüren die Energie, die dahinter steckt. Es gibt tosenden Applaus! 

Wie geht es den DarbieterInnen? Sie sind sehr froh, sich dieser Herausforderung gestellt zu haben und sind überglücklich, dass es so gut gelungen ist. Sie haben eine wichtige Erfahrung gemacht. Grenzen zu überschreiten ist eine tolle Sache. Das Gefühl, das sich nach getaner Arbeit einstellt, ist wunderbar. Es ist eine große Kraftquelle und jeder einzelne nimmt sich vor, diese Erfahrung auf seinem Weg wieder machen zu wollen. 

Am zweiten Seminartag hören wir eingangs, wie wir den Pfad der geringsten Reibung gehen können. Dazu ist es nötig, sich anzusehen, in welcher Struktur man schon gearbeitet hat und darauf eingeht, was einem einerseits gut und andererseits nicht so gut gefallen hat. Daraus lässt sich die optimale Struktur herausarbeiten, die für einen persönlich am besten geeignet ist. Nun ist es auch möglich, sich dem Thema des geeigneten Arbeitstages zu widmen. Jeder von uns stellt sich die Aufgabe, wie denn nun in Zukunft sein optimaler Arbeitstag aussieht. 

So, wir wissen nun, welche Gestalt unser ganz persönlicher Arbeitsalltag anzunehmen hat. D.h. wir kennen unsere Struktur. Haben wir schon eine Ahnung davon, wie wir dorthin kommen? Unsere nächste Arbeit besteht darin, einen "Aktionsplan" zu erstellen, wo wir festhalten, wie wir jetzt weitermachen. Also, was wir als nächsten Schritt dafür tun, um zur Gestaltung unseres optimalen Arbeitstages zu kommen. Jeder von uns erstellt dazu eine Priorisierungsmatrix, die zwischen dringlichen und wichtigen Taten unterscheidet. Dazu setzen wir uns zum letzten Mal in diesem Seminar in Dreiergruppen zusammen und jeder einzelne beginnt nach einer Bedenkzeit den anderen zu berichten, welche nächsten Schritte er machen wird. Als Draufgabe bekommen wir noch die Arbeit für zu Hause mit, uns eine/n MentorIn zu suchen und die mit Terminen versehene To-Do-Liste in der nächsten Woche an ihn/sie zu versenden.

War das schon alles? Nein! Um zu verdeutlichen, was alles in einem Menschen steckt, wurde uns Jonglieren beigebracht. So ganz nebenbei. Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach sein kann. Nils erzählt in sehr natürlicher Art und Weise, worauf wir zu achten haben und begleitet uns so Schritt für Schritt mit neuen Anweisungen. Sven mischt sich unter uns und berät jeden einzelnen, so dass es möglich ist, ohne Stress diese Kunst zu erlernen. In den Pausen wird dann auch immer wieder geübt und siehe da, es gelingt vielen von uns, mit 3 Bällen schon recht lässig umzugehen. Wer hätte das gedacht! 

Eine weitere Draufgabe: Ein Seil wird gespannt und wir werden ermutigt, doch über dieses Seil zu tanzen. Natürlich mit ein wenig tatkräftiger Unterstützung von einem kräftigen Herren auf jeder Seite. Es macht sehr viel Spaß und es ist ein tolles Gefühl, wieder einmal seine eigene Grenze zu überschreiten! Schön langsam könnte man sich daran gewöhnen!

Am Ende dieser zwei Tage fühle ich mich sehr, sehr bereichert und voll. Ich habe sehr viel gelernt und gefühlt. Die TeilnehmerInnen und die Trainer sind sich sehr nahe gekommen und gemeinsam ist es uns gelungen, wunderbare Augenblicke zu schaffen und zu genießen.

Vielen Dank an die TeilnehmerInnen und die Trainer Nils und Sven!

Monika Tanzer

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