Pilotprojekt


Seminar 6: "Eigenes Mitgestaltungspotenzial nutzen"

15. - 16. November 2003

EINER der Gründe für mich, am Orientierungssemester teilzunehmen, war unter anderen guten Gründen die Aussicht, endlich einmal einen wirklich GUTEN Grund zu haben, Berlin kennen zu lernen!
Deshalb war ich schon etwas früher dort als die anderen, gemeinsam mit Theresa, die uns sowohl eine kostenlose Wohnmöglichkeit als auch einen supergünstigen Flug organisierte.
Michaela gehörte einen Tag später auch mit zur Partie und wir machten zu dritt diese wundervoll dynamische, kreative, chaotische Stadt unsicher. Allerdings hatte ich als 45jährige Oma ziemlich Mühe meine beiden jungen Kolleginnen zu motivieren, sich mit mir ins Berliner Nachtleben zu stürzen! Die Berliner Salsa-Szene hab ich leider aus diesem Grund versäumt.... Das nächste Mal!!!
Wir entdeckten das alte/neue Berlin und genossen die Vielfalt von kleinen, ausgeflippten Läden und gemütlichen, preiswerten Lokalen (indische waren unsere Favoriten!), bunte, schräge Vögel und eine teils desolate, teils neue Architektur.
In dieser Buntheit und kreativen Vielfalt genoss ich nach langer Zeit wieder das Gefühl selbst "schaffend" werden zu können, ja ich bekam - wieder zu Hause- große Lust, mich kreativ angeregt ins handwerkliche Tun zu stürzen. 

Schon vor dem eigentlichen Seminar, in dem es ja dann auch ums "Gestalten" ging, notierte ich viele Ideen in mein OS-Tagebuch und setzte sie zu Hause auch um (z. B. Pulswärmer für mich und als Geschenke zu stricken/nähen! Sie erfreuten als Nikolausgeschenke beim nächsten Seminar meine Kolleginnen und Kollegen!)
Die "Anregung" setzte sich auch im Seminar mit Dr. Stephan Otto fort. Er stellte die Frage "Wie gestalte ich mit 
    . in der Gruppe?
    . in der Organisation?
    . in der Gesellschaft?"

Unsere erste Aufgabe war uns als Gruppe vorzustellen. Wir haben dies auf visuelle (Flipchart), auditive (tönen) und kinästhetische Weise (Tanz der Elemente) getan. Über allen Teilzielen - Suche nach Sinn, Sehnsucht, uns zu verwirklichen, gleiche Motive/unterschiedliche Wege, Wertschätzung und Kongruenz - stand das große Metaziel:
Einen Beitrag zum Frieden leisten!

Das, was mir von der Rückmeldung von Dr. Stephan Otto und seinem Team hängen geblieben ist, war die Feststellung, dass wir als Gruppe sehr gut spürbar waren, wir uns als Individuen aber eindeutiger zeigen könnten. 
War es das Gefühl, uns in der "Fremde" lieber GEMEINSAM zu präsentieren, oder waren wir in einer Phase der Teamentwicklung, wo es mehr um uns als gemeinsames Bild ging? Ich hab mich jedenfalls sehr geborgen und aufgehoben gefühlt in unserer Gruppe, obwohl wir uns im Seminarhaus von Dr. Otto im ehemaligen Osten, in einer eher einsamen Gegend (trotz Wohngegend), an einem sehr "eigenen" Ort befanden.

Wann mag ich mitgestalten?
Wann gelingt mir das Gestalten nicht?

Das waren die beiden ersten Fragen, mit denen wir uns intensiv beschäftigten.
Eine ganz wichtige Erkenntnis, die ich aus der Reflexionsrunde dieser Übung mitnahm, war die Feststellung, dass ich sehr wohl viel gestalte, aufbaue und aktiviere, aber mich irgendetwas am Ernten hindert. Anregung von Dr. Otto, für die ich ihm speziell dankbar bin:
Ernten bedeutet: Kreislauf abschließen, Speicher füllen (Selbstwert!), neue Samen zur Verfügung haben...

Sehr spannend war danach das "Labyrinthspiel" im Garten!
Was haben wir erlebt und was davon können wir uns mitnehmen?
    . Ein neuer Schritt macht Stress.
    . Wichtig ist gute Kommunikation und Hinhören.
    . Verantwortungen teilen!
    . Planen UND situativ handeln!
    . Fehler machen ist erlaubt.
    . Eigenverantwortung wird ernst genommen.
    . Ich muss nicht alles selber machen!
    . Wo wird wirklich Hilfe benötigt?
    . Perspektivenwechsel ist sinnvoll.

Dr. Otto berichtete von seinen Überlegungen zum Evolutionsprozess, dessen Grundprozesse die Reproduktion und die Mutation/Innovation sind. "Absterben kann den Boden für Neues bereiten!"

Wieder versuchen wir in Form einer Zielfindungsarbeit unserer Aufgabe näher zu kommen und hinterfragen mit WARUM?, um Werte und Motivation hinter unserem Ziel zu ergründen und mit Wie?, um konkrete Umsetzungsschritte zu kreieren.

Am 2. Tag dürfen wir dann WIRK-LICH in der Natur gestalten!
Die Aufgabe führt uns in den wunderschönen Garten und den dahinter liegenden Wald des Seminarhauses. Wir benennen unsere persönlichen Werte und demonstrieren sie in einer Gruppenarbeit in Form eines "Wald und Wiesenobjektes". Meine Gruppe stellt den Menschen umgeben von den 4 Elementen im Kreislauf der Natur dar.

Der Prozess läuft in den 3 Gruppen sehr unterschiedlich ab. Die Entstehung der Objekte erfordert Entscheidungen, Kreativität, Lust, Konfliktbereitschaft, Umsetzung, Abstimmung, Geduld,... der Gruppenmitglieder!
Es macht uns unheimlich viel Spaß und wir sind am Ende alle sehr stolz auf unsere Werke.

Berlin war für mich eine einzige Anregung! Ich danke dem Team um Dr. Stephan Otto, meinen Kolleginnen und Kollegen für das gemeinsame Gestalten und Genießen der Stadt Berlin und ihrer Atmosphäre.

Romana Rampazzo

 

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