Woher?  Warum?  Wohin?  Wie?  Was?  Wann?  Wer?  Wo?


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SOCIETY OF FOUNDERS OF THE
INTERNATIONAL
PEACE UNIVERSITY

"Dreiviertel der Nöte und Missverständnisse in der Welt würden vermieden, wenn wir einen Moment in die Schuhe unserer Gegner schlüpften und ihren Standpunkt verstünden."

Mahatma Gandhi    

"Wahrscheinlich darf man ganz allgemein sagen, dass sich in der Geschichte des menschlichen Denkens oft die fruchtbarsten Entwicklungen dort ergeben haben, wo zwei verschiedene Arten des Denkens sich getroffen haben.

Diese verschiedenen Arten des Denkens mögen ihre Wurzeln in verschiedenen Gebieten der menschlichen Kultur haben oder in verschiedenen Zeiten, in verschiedenen kulturellen Umgebungen oder verschiedenen religiösen Traditionen.

Wenn sie sich nur wirklich treffen, d.h. wenn sie wenigstens so weit zueinander in Beziehung treten, dass eine echte Wechselwirkung stattfindet, dann kann man hoffen, dass neue und interessante Entwicklungen folgen."

    Werner Heisenberg


Gedanken über das Projekt zur Gründung einer Friedensuniversität als Lebensschule für Authentizität und neue Formen der Zusammenarbeit durch einen kreativen Dialog der Widersprüche

von Uwe Morawetz, Initiator und Ehrenpräsident der FGF


Woher?

Vor etwa 900 Jahren hatten einige Studenten in Paris und Bologna den Mut, Geld zu sammeln, um danach Professoren aufzusuchen und zu sagen: "Wir wollen bei Euch lernen. Bringt uns was bei!" Das war etwas Neues, eine Öffnung im Wissensbereich, die große Kraft generierte und die unsere Zeit auch heute noch maßgeblich mitbestimmt. Klöster, Fürsten, Autoritäten waren aufgebracht. Die ersten Universitäten entstanden, rüttelten an verkrusteten Strukturen und Machtverhältnissen, durchbrachen Standesbarrieren, zwangen zu unbequemen Auseinandersetzungen, brachten neuen Wind in den zu erstarren drohenden Genius Europa.

Der Unterricht war aufgeteilt in "lectiones" (Vorlesungen) und "disputationes" (Streitgespräche). Viele der Lehrenden und Lernenden sind sich heute in dem Punkt einig, dass die "lectiones" ein Übergewicht bekommen haben, und dass die für einen lebendigen Prozess so wichtigen "disputationes" zu kurz kommen.

An die ursprüngliche Bedeutung der Universität, der "universitas" als Modell einer neuen (freiwilligen, demokratischen, gleichberechtigten) Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden, die Austausch und Kreativität vor dogmatische Lehren stellt, knüpft die Idee der Friedensuniversität an.


Warum?

Für viele Menschen sind heute sowohl "Frieden" als auch "Universität" zu leeren Begriffen geworden, die sich nach neuem Sinn und Inhalt sehnen. An nichts entzünden sich mehr Konflikte als an dem Begriff "Frieden". Universitäten sind oftmals zu Reproduktionsanstalten geworden, denen es leider immer seltener gelingt, Originale statt Kopien, Persönlichkeiten statt Fragmente hervorzubringen.

Deshalb brauchen der Staat und die Kirche für den Frieden - und als dessen Voraussetzung Bildung - Unterstützung von unabhängiger Seite. Frieden und Bildung können nicht länger Monopol des Staates und der Kirche bleiben. Weder können allein der Staat für den äußeren (politischen) Frieden noch allein die Kirche für den inneren (religiösen) Frieden zuständig sein. Die zunehmende Individualisierung der Menschen erfordert individuellere Lösungen.

Es braucht daher Menschen und Institutionen, die bereit sind, ihren Teil zu einer friedlicheren Welt und zu einem friedlicheren Alltag beizutragen und nicht die gesamte Verantwortung auf die vorhandenen Institutionen abzuladen; Menschen und Institutionen, die sich nach harmonisierenden Veränderungen sehnen und auch bereit sind, ihren Teil dazu beizutragen. Die einfache Delegation von Verantwortung an Staat und Kirche und die anschließende Schuldprojektion, wenn etwas nicht funktioniert, ist unbefriedigend und darüber hinaus auch unwirksam.

Das 3. Jahrtausend verlangt ein neues, umfassenderes Demokratieverständnis, eine Dezentralisierung und Diversifizierung der Bildung. Da Frieden über einen rein akademischen Rahmen weit hinaus geht, ist es wichtig, eine breite Öffentlichkeit für die Möglichkeit der Mitgestaltung des gesellschaftlichen Prozesses, für Eigeninitiative, soziale Verantwortung und ethisches Handeln zu sensibilisieren.

Hierfür muss ein (Friedens- und Bildungs-) Dialog initiiert, zugelassen und gefördert werden, bei dem nicht gleich vorschnelle Antworten gesucht werden, sondern die Kunst des Fragens - unter besonderer Berücksichtigung der Motivation und Qualität der Fragen - wieder erlernt werden muss. "Nicht Fragen beantworten, sondern Antworten befragen" sagt Handke. Oder um mit Rilke zu sprechen: "aus den Fragen in die Antworten hinein leben".

Ergänzend zu den bestehenden Universitäten müssen daher neue Orte des Austausches und der Fragen als VerANTWORTung entstehen: vom wandelnden Lexikon zum Wandel durch Fragen und zum Mut, in eigener Verantwortung die individuellen Antworten zu finden.

Die Stimulierung des Austausches, die Widerstände nicht ausschließt, wird zu einem dynamischen Katalysator, der unserem allzu "automatisch" gewordenen Alltag wieder neues Leben einhauchen und Sinn geben kann.


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